Mendelssohn-Reflexe
Akustische Verbesserungen im Winterthurer Stadthaus – Uraufführung von Rolf Urs Ringger
Das Orchester Musikkollegium Winterthur unter der Leitung von Arthur Fagen verhalf Ringgers Werk zu einer gelungenen Uraufführung. Danach gab es mit dem Geiger Sergej Krylov ein schönes Miteinander in Mendelssohns Violinkonzert e-Moll op. 64. Zauberhafte Momente entstanden, Krylov agierte als Primus inter Pares, was die sinfonische Seite des Werks unterstreicht. Umwerfend seine Zugabe, der «Obsession» betitelte erste Satz aus der Sonate No. 2 für Violine solo von Eugène Ysaÿe. Dass der Dirigent Arthur Fagen gerne einen kernigen Klang und klare Konturen mag, zeigte er in der Sinfonie Nr. 4 A-Dur («Italienische») von Mendelssohn, für welche er die bläserbetonte Fassung von 1833/34 wählte.
Alfred Zimmerlin, 23. Oktober 2009, Neue Zürcher Zeitung
Musik so fantasiereich wie Träume
….. Dank einem Grundpuls, den Ringger trotz allen figurativen und rhythmischen Varianten praktisch nie verlässt. Und an diesem Grundpuls hielt der Gastdirigent Arthur Fagen unbeirrbar fest, denn sonst hätte sich vielleicht die verwirkliche Fülle des Stoffes nicht in eine hörbare Ordnung bringen lassen. Das Musikkollegium war der zuverlässige Mitgestalter, der in allen zahlreichen – oft sehr kurzen – Soli wie in den reicheren Gruppierungen instrumental- und auch ensembletechnisch bestens mithielt.
Der russische Geiger Sergej Krylow stellte sich dann als akribisch detailbewusster Interpret des Mendelssohnkonzertes vor, das er bis an die extremen Grenzen der Schnelligkeit, Dynamik und Agogik führte, wobei ihm Dirigent Fagen und das Orchester mit beeindruckender Hellhörigkeit sekundierten. Mit der selten zu hörenden zweiten Fassung der «Italienischen» von Mendelssohn krönten Dirigent und Orchester den Abend, etwas stürmisch in den Rahmensätzen, aber wirklich prachtliebend und dementsprechend so berauschend wie berührend in der blühenden Melodiosität der Mittelsätze.
Rita Wolfensberger, Der Landbote, October 23, 2009